Der Bundespräsident hat heute seine Weihnachtsansprache vor einem bemerkenswert geschmückten Baum gehalten. Den Baum schmückten echte Bienenwachskerzen. Das ist sehr vorbildlich!
Nur nebenbei: Irritierend fand ich die Zettel mit den Wünschen, die am Baum hingen. Das nimmt Bezug auf einen ganz alten Brauch aus vorchristlicher Zeit. Die Kelten hängten Symbole für ihre Wünsche an heilige Bäume. Die standen so lange bis der Mönch Ekkehard aus St. Gallen kam und den Baum umhauen ließ. Sie hat es uns Joseph Victor v. Scheffel in seinem gleichnamigen Roman überliefert. Beim Bundespräsidenten erledigt die Beseitigung des Baums die Berliner Stadtreinigung, der dann von Vattenfall zusammen mit 399.999 anderen Christbäumen verheizt wird. 700 Wohnungen können so in Berlin ein Jahr lang mit Strom und Wärme versorgt werden. Toll, nicht?
Im vergangenen Winter haben wir mit unseren Bienen an dem Hollywood-Film „Unknown white male“ mitgewirkt, der in Berlin spielt und in Babelsberg gedreht wurde. Jetzt gibt es dazu einen Trailer. Leider kann man darin unsere Bienen noch nicht sehen, doch spannend und reich an Aktion ist der Film zweifellos. Kinostart ist am 3. März 2011.
Auf den letzten Drücker haben wir heute unsere Weihnachtskarten verschickt. Sie sollen ja noch vor dem Fest bei unseren Kunden, Lieferanten und andersweitig mit unserer Imkerei verbundenen netten Menschen ankommen. Wie in den vergangenen Jahren habe ich ein weihnachtliches Motiv aus unserem Imkerhaushalt ausgewählt. Im vergangenen Jahr war es eine imkerliche Krippenfigur, dieses Jahr ist ein Baumbehang von unserem Christbaum.
Vielen Landwirten, die Schweine oder Kühe im Stall und Schlepper in der Maschinenhalle haben, reicht das nicht. Da müssen auch noch Schweine die Geschirrtücher in der Küche zieren, Kühe von der Bettwäsche im Schlafzimmer lächeln und Schlepper im Kinderzimmer fahren. Das ist eigentlich unsere Sache nicht, doch an Weihnachten machen wir mal eine Ausnahme. Das summts am Baum, da riechts nach Honig an der Krippe und da dampft es aus dem Smoker eines gedrechselten Imker-Räuchermännchens.
Nach der Krippenfigur im letzten Jahr ziert heuer ein Bienenkorb unsere Weihnachtskarten.
In der Sonne taut der Schnee, doch im Schatten ist es bitterkalt. Trotzdem haben wir heute unsere Bienen mit Oxalsäure behandelt. Der Grund: Es steht so bei uns seit Jahren im Kalender, denn ab kommender Woche, wenn die Tage wieder länger werden, können die Königinnen wieder in Brut gehen. Noch nie haben wir die Bienen bei unter 0 Grad behandelt, doch die Dezember-Monatsbetrachtung in der ADIZ hat uns Mut gemacht, dass wir es wagen können. Die Imkerin hat es im vergangenen Jahr auch so gemacht und es ging ohne Bienenschäden ab.
Es ist das erste Mal seit Ende September, dass wir wieder mal in unsere Völker schauen. Außer einem sind auch alle noch lebendig, was für das Frühjahr schon mal hoffen lässt.
Die Behandlerei war allerdings etwas beschwerlich, weil auf den Deckeln hohe Schneehauben lagen. Die mussten erst einmal runter, bevor die Völker geöffnet werden konnten.
In der „Distel“, einem politischen Kabarett im Admiralspalast in Berlin-Mitte, läuft zur Zeit eine Berlinrevue. Direkt nach der Pause läuft eine Oma aus Lichterfelde-West mit Rollator über die Bühne und lässt sich über die jungen hippen Neuberliner aus, die alle „was mit Medien“ machen, ständig neue „Projekte launchen“, Bienen halten und sich eigenen Honig auf’s Bio-Dinkelbrötchen schmieren.
Nun ist die Stadtimkerei also in Kabarett angekommen und so erfahren wir Zuhörer: „Wer nicht mindestens 8 Stiche gut sichtbar im Gesicht trägt, muss sich ernsthaft Sorgen um sein urbanes Image machen“. Das stand genauso in einem Streiflicht der Süddeutschen Zeitung. Wer hat von wem abgeschrieben?
Nach dreimonatiger Arbeit beenden wir heute unser neuestes Buchprojekt. Erscheinungstermin ist der Herbst 2012. Es steht alles drin, was Imker über das Vermarkten ihrer Imkereiprodukte wissen müssen. Neben grundlegenden Dingen (z. B. wie Wiederverkäufer richtig angesprochen werden oder wie Ware ansprechend präsentiert wird) gibt es auch eine ganze Reihe Themen, über die noch nie geschrieben wurde, z. B. wie man ein Honigschaufenster gestaltet. Seit 10 Jahren habe ich für dieses Buch Material und viele Bilder gesammelt. Jetzt kommt alles zwischen 2 Buchdeckel.
Im Januar steht gleich das nächste Buch auf dem Programm. Mitarbeiterführung heißt das Thema. Innerhalb von 8 Wochen muss es geschrieben sein. Das wird wieder stressig, aber so lässt sich die arbeitsarme Zeit im Winter gut überbrücken.
Mit dem heutigen „besonderen Weihnachtsmarkt“ in der Grünstraße in Berlin-Köpenick ist die Weihnachtsmarktsaison 2010 abgeschlossen. Die Kunden fragten besonders die seltenen Sortenhonig nach. Gut ging Edelkastanienhonig, ebenso Kerzen und Weihnachtsbaumanhänger aus Wachs.
In Bad Saarow fragten manche Kunden nach Kosmetika, auf den Berliner Weihnachtsmärkten nicht einer. Daher haben wir auch keine Salben und Schampoos.
Am Patronatstag der Imker knubbeln sich die imkerlichen Termine: Bioland lädt zum Landestreffen ein und die Initiative „Berlin summt“ zu Vorträgen und Workshops in die Berliner Kongresshalle. Ich gehe zu letzter Veranstaltung, da ich als Referent zum Thema „Nachwuchsausbildung“ verpfichtet wurde.
Eine ganze Reihe meiner ehemaligen Imkerschüler sind anwesend und erfahren zum ersten Mal, welche Überlegungen hinter dem so ungemein erfolgreichen Imkerkurs (2011 schon ausgebucht!) stehen. Anschließend präsentiert der Veranstalter Green Media den Stand des Projekts „Berlin summt“ und es wird ein Vermarktungskonzept für den auf prominenten Dächern erzeugten Honigs entwickelt. Die Veranstaltung ist gut besucht. Hohen Neuendorf ist da; ebenso Redakteure der beiden Imkerzeitschriften ADIZ und Bienenjournal.
Eigentlich haben wir seit einer Woche eine Praktikantin in unserer Imkerei. Sie kommt von einer landwirtschaftlichen Schule. Ich hatte der Betreuerin erklärt, dass der Winter nicht die ideale Zeit sei, um ein Praktikum in einer Imkerei zu machen. Doch die meinte, auf dem Lehrplan stünde ein 3-wöchiges Praktikum und ihr Schützling habe bisher nur Absagen bekommen. Um’s kurz zu machen: Ich habe „ja“ gesagt. Das Mädchen war 3 Tage da. Dann hat sie sich krank gemeldet und nun versuchen 2 Lehrerinnen, eine Bildungsbegleiterin und eine Sozialarbeiterin zu dem Teenager Kontakt aufzunehmen. Das sind vier Leute, um ein entlaufenes Schäfchen zu finden.
Eigentlich hatten wir uns auf ein ruhiges Wochenende mit Plätzchenbacken eingestellt. Da ereilt uns ein Hilferuf aus dem Kulturamt des feinen Kurstädtchen Bad Saarow am Scharmützelsee. Es werde ganz dringend ein Imker für den dortigen Weihnachtsmarkt gesucht – ob wir nicht könnten. Können schon – aber wollen?
In diesem Moment zeigt sich, dass in unserer Imkerei auch eine HRO (High Reliability Organization) steckt und wir auch das Unvorhergesehene managen können. Von Berlin nach Bad Saarow braucht man etwa 45 Minuten. Vor Ort finden wir zwar eine schöne Bude vor, doch keinen Tisch, auf dem wir unser Angebot aus Honig und Kerzen präsentieren können. Die Damen vom Kulturamt umsorgen uns ganz rührend. Sie holen nicht nur einen Tisch, sondern stellen sich zu später Stunde für uns am Wurststand an, damit wir bei Kräften bleiben.
Es ist ein kleiner aber feiner Markt rund um einen kiefernbeschatteten Platz, der von der winzige evangelischen Kirche Bad Saarows beherrscht wird. In dieser, so sagt es ein Schild, wurden 1933 Max Schmeling und Anny Ondra getraut. Gut gefällt mir auch das Programm, das die Kulturamtsdamen zusammen mit der Pfarrerin auf die Beine gestellt haben: Das Stadtorchester und Gesangsvereine spielen bzw. singen Weihnachtsklieder aus dem EKG. Nebenbei gibt es ein nettes Wiedersehen mit unserem Amtstierarzt, der erfreut aber auch ganz erstaunt ist, uns in Bad Saarow zu treffen.
Stimmungsvoll geht es auf dem Weihnachtsmarkt in Bad Saarow zu. Am rechten Bildrand ist unser Imkerstand zu sehen.
Wenn wir die ADIZ vom Dezember aufschlagen und darin Bilder sehen von großen Klappkisten voller Kerzen, dann wundern wir uns in unserer Imkerei immer nur. Kerzen machen wir nur, weil’s sein muss. Die Formen sind teuer, das Gießen dauert lange, die Geschmäcker der Kunden sind zu verschieden für Schnelldreher und unverkaufte Kerzen laufen an („Wachsblüte“).
Dicke Kerzen werden besonders ungern gekauft. Am besten gehen Teelichtkerzen. Daher haben wir hier eine größere Auswahl. Weil viele Kunden schon einmal bei anderen Imkern Kerzen gekauft haben, die nicht brennen, stellen wir an unserem Stand stets 2 große Gartenlaternen mit brennenden, dicken Kerzen auf. Das hat folgenden Effekt:
Wir zeigen, dass die Kerzen wirklich schön brennen.
Es bewegt sich etwas an unserem Stand und Menschen reagieren mit Aufmerksamkeit auf Bewegungen.
Es lockt Kunden an, denn die Leute sind in der Adventszeit durstig nach Licht und Gemütlichkeit.
Es gab 4 Stände mit Kerzen auf diesem Weihnachtsmarkt, doch so wie es aussieht, haben wir und ein anderer mit Abstand am meisten Kerzen verkauft. Am anderen Stand konnten die Kunden ihre Kerzen selbst ziehen. Das ist eine tolle Idee: Die Kunden übernehmen die Arbeit und verweilen lange.
Auf der Rückfahrt in unsere Imkerei von der letzten Honiglieferung in Berlin-Buch knurrt mir der Magen und ich halte an der Bäckerei Sternsdorf in Panketal an. Als Berliner ist man, was Bäcker/Konditor betrifft, nicht so verwöhnt: Kamps und Schäfer’s an jeder Ecke. Den guten Handwerksbäcker muss man dagegen suchen, doch selbst da ist das Angebot nicht so üppig wie bei dieser Brandenburger Landkonditorei. Üppig ist das richtige Wort, denn hier wird mit Marmelade, Streuseln, Nougat etc. geklotzt. So komme ich in den Genuss dieses ganz besonderen Bienenstichs:
Die Basis ist eine Nusschnecke. Diese ist mit Bienenstich-Mandelblättchen glasiert. Das Werk wurde nach dem Backen aprikotiert und anschließend mit Kuvertüre verziert.
Alles drin, alles drauf: Der Luxusbienenstich aus Panketal.
Da wir einen großen Teil unserer Imkereiprodukte über Wiederverkäufer vertreiben, spielen Märkte und besonders Weihnachtsmärkte eine so große Rolle für unseren Vertrieb. Aber so ganz wollen wir auf Weihnachtsmärkte doch nicht verzichten, denn mit einem Stand beim Weihnachtsmarkt zeigen wir Präsenz bei unserer Zielgruppe.
Heute sind wir für 2 Stunden bei einem Indoor-Weihnachtsmarkt in einem Haus für betreutes Wohnen. Senioren, die kein eigenes Haus mehr unterhalten möchten, können dort in ein Appartement einziehen und Dienstleistungen wie in einem Hotel in Anspruch nehmen. Im Erdgeschoss gibt es diverse Gesellschaftsräume mit einem anspruchsvollen Freizeitprogramm, z. B. einem Weihnachtsmarkt. Die Besucher sind ein sehr freundliches, dankbares Publikum, das nicht nur guckt.
Seit Terroristen den Reichstag sprengen wollen, ist Berlin-Mitte voller Polizei. Das macht es mir als Imker schwer, zu meinen Kunden zu kommen und so stehe ich auf dem Weg von Prenzlauer Berg nach Kreuzberg am Molkenmarkt im Stau. Nicht geht mehr. Also schaue ich mir das Fries an der dort beheimateten ehemaligen Staatlichen Münze einmal genau an. Und was entdecke ich? Bienen! Auf dem Fries haben die bedeutendsten preußischen Baumeister des ausgehenden 18. Jahrhunderts Friedrich Gilly und Johann Gottfried Schadow dargestellt, wofür man alles Geld braucht. Unter anderem für die Imkerei. Links davon ist der Krieg dargestellt, rechts davon die Baukunst. Wie wahr, Imkerei ist zwar nicht ganz so teuer, aber zweifellost wei beides eine Materialschlacht – und die ist erst einmal nicht billig zu haben.
Zwischen Wehrhaftigkeit und Bauen sind diese Bienen an der Berliner Münze ganz gut eingeordnet.
Seit heute Nacht ist Berlin bei Streetview online. Die Befürworter loben den neuen Service, weil er so praktisch bei der Orientierung in einer unbekannten Umgebung sei. Nun sagen viele Leute, die bei uns Honig kaufen, dass es im Umfeld unserer Imkerei so schön sei. Das hätte sie gar nicht geahnt: Der grüne Pflanzgartenplatz mit den alten Bäumen, die hier wachsen dürfen, weil im notorisch klammen Berlin kein Geld für die Tieferlegung unserer Trambahnhaltestelle („Unter den Birken 21“) vorhanden ist, dazu Kopfsteinpflaster, Gaslaternen und mächtige Eichen sowie Linden.
Leider zeigt Streetview das alles gar nicht. Kein Bild von unserer Kolonie mit den hübschen Häusern im englischen Landhausstil, die aussehen wie Variationen zu Schloss Cecilienhof im Ein- und Mehrfamilienhausformat. Nur die Mahlsdorferstraße ist zu sehen, doch die ist eher eine herbe Schönheit.